Stadtverband Einbeck

„Nach meiner Kenntnis ist das sofort“

CDU-Kreistagsfraktion in Northeim begeht Feierstunde zur Grenzöffnung vor 25 Jahren

„Das tritt… nach meiner Kenntnis, ist das sofort – unverzüglich!“ Es ist der 9. November 1989 als Günther Schabowski mit diesem berühmten Satz eher per Zufall die Grenzen der DDR öffnet und somit das Ende der DDR einläutet. Das 25-jährige Jubiläum dieser Sternstunde der deutschen Geschichte nahm die Fraktion der CDU im Northeimer Kreistag zum Anlass für eine kleine Feierstunde. Rund 60 Gäste hatten sich dazu am Mittwoch, 22. Oktober, gegen 19.30 Uhr im Sitzungssaal des Kreistages eingefunden. Mit dabei waren unter anderem die CDU-Bundestagsabgeordneten Uda Heller (Roßla, Sachsen-Anhalt) und Dr. Roy Kühne (Northeim). Außerdem nahmen neben CDU-Mitgliedern auch diverse Vertreter aus Vereinen und Verbänden sowie aus anderen Parteien teil. Die Eröffnung der Veranstaltung übernahm Heiner Hegeler, der Vorsitzende der CDU-Kreistagsfraktion in Northeim. Seine Rede leitete er mit den berühmten Worten des Günther Schabowski ein und umriss nach der Begrüßung noch einmal die Umstände rund um die Grenzöffnung vor 25 Jahren.

Anschließend leitete er zur Festrede über, die von Uda Heller gehalten wurde. Die heutige Bundestagsabgeordnete für den Wahlkreis Mansfeld, Südharz und Saalekreis hatte dem Umbruch 1989 hautnah miterlebt. Mit lebendigen Worten berichtete sie zunächst von ihrem persönlichen Werdegang in der ehemaligen DDR. Als Tochter eines Fabrikbesitzers sowie einer Geschäftsinhaberin galt sie in jungen Jahren als „Kapitalistenkind“. „Meine Familie kann man zwar nicht als hartnäckige Gegner des Systems, aber auch nicht als angepasst bezeichnen“, so Heller. Den Weg in die SED fand sie deshalb nie und trat stattdessen 1987 in die CDU ein. Ab 1990 engagierte sie sich auf politischer Ebene im Gemeinderat Roßla sowie im Kreistag Sangerhausen. Letzterem stand Heller von 1992 bis 2007 als Präsidentin vor. 2002 erlebte sie einen Höhepunkt ihrer politischen Karriere, als sie erstmalig in den Bundestag gewählt wurde. Diesen Erfolg konnte sie 2013 noch einmal wiederholen.

 

Den Tag der Grenzöffnung erlebte sie im eigenen Mostbetrieb, den sie gemeinsam mit ihrem Mann 1985 gegründet hatte. „Da es Herbst war, hatten wir so viel zu tun, dass wir die Ereignisse nur nebenbei im Radio verfolgen konnten.“ Dennoch machte sie sich am Abend auf zur Grenze, wo sie aufgrund des Andrangs den offenen Schlagbaum allerdings nicht erspähen konnte. „Dennoch war es ein unglaublich schöner Moment“, erinnert sich Heller. Noch heute bekomme sie jedes Mal eine Gänsehaut, wenn sie in Berlin durch das Brandenburger Tor schreite. Im weiteren Verlauf ihrer Rede zog Heller noch ein kurzes Resümee der Nachwendezeit. So seien aus ihrer Sicht die Unterschiede zwischen Ost und West unter anderem bei den Lebenszielen junger Menschen kleiner geworden. Allerdings sei in vielen Bereichen wie zum Beispiel bei den Löhnen eine Diskrepanz noch immer vorhanden. „Außerdem halten sich auf beiden Seiten hartnäckig die alten Vorurteile vom geldgierigen Wessi und misstrauischen Ossi“, so Heller. Deshalb mahnte sie zum Abschluss, dass die Mauer in vielen Köpfen noch immer existiere und deshalb der Prozess des Zusammenwachsens noch nicht vollendet sei.

 

Nach einer kurzen Pause, welche die Sängerinnen und Sänger des Chores „More & More Singers“, gekonnt verkürzten, ergriff der Postbeamte und Buchautor Michael Reinboth das Wort. Er berichtete in einem sehr kurzweiligen Beitrag über die erste grenzüberschreitende Zugfahrt zwischen Walkenried und Ellrich. Diese wurde durch das mutige Handeln von Bahnangestellten und Grenztruppen beider Seiten ermöglicht. „Eine Genehmigung gab es weder auf der westlichen, noch auf der östlichen Seite und trotzdem hat es geklappt“, erzählte Reinboth. Neben den Fakten zum ersten Personenzug auf dieser Strecke nach rund 50 Jahren ließ er zur Erheiterung des Publikums auch diverse Anekdoten einfließen. Geschickt spannte er dabei immer wieder den Bogen zu den aktuellen Arbeitskämpfen bei der Bahn. Reinboth wörtlich: „Damals taten die Bahner alles dafür, dass die Züge rollten – heute ist das anders.“ Zum Abschluss bedankte er sich noch bei den Lokführern der Bahn, dass sie „anlässlich der Grenzöffnung vor 25 Jahren noch einmal die alten Zeiten aufleben ließen“. Denn aufgrund des Streiks seien die Züge vor kurzem wie vor 1989 aus Richtung Westen lediglich bis Walkenried gefahren und dort wieder umgekehrt.

 

Zum Ausklang des Abends wurden bei Speis und Trank noch einige persönliche Erfahrungen rund um die Grenzöffnung ausgetauscht. Heiner Hegeler zeigte sich dabei begeistert von der positiven Resonanz zur gesamten Veranstaltung: „Das war ein sehr gelungener Abend mit interessanten Vorträgen und Gesprächen.“ Es sei wichtig, die Erinnerung an den bislang einzigen friedlichen Umsturz in einer Diktatur auch mit solchen Veranstaltungen wach zu halten.